Ist die Geburt wirklich selbstbestimmt?

„Ich BIN so eine Frau aus einem Stamm. Und ich versichere euch, ich habe mich nicht wie eine Göttin gefühlt“ — Als ich die folgende Nachricht bekam, war ich ergriffen und gelähmt. Vor Ernüchterung, Scham und Demut. Ich empfehle dir, nur weiterzulesen, wenn du gerade psychisch stabil bist. Nicht, weil es besonders brutal werden würde oder bildhaft gewalttätig. Aber es wird ehrlich und ernüchternd. Ich fühle mich verpflichtet, das zu sagen, obwohl ich finde, dass jede Frau in unseren Breitengraden es lesen sollte. In diesem Sinne – meine „Warnung“ ist ausgesprochen. Der Rest darf wirken…

„Mich macht das alles so wütend. Diese ganzen Geschichten darüber, wie schön es sei, sein Baby natürlich zu gebären und dass wir wieder zurück zu den Ursprüngen der Geburt müssen. Ständig lese ich „Die Frauen früher“ oder „die Frauen in den Stämmen“ und dann folgen Storys darüber, wie toll solche Geburten ablaufen würden und wie natürlich alles sei. Ich bin so eine Frau. Eine, aus einem Stamm. Eine, die ihr erste Kind in einem Kuhstall zur Welt bringen musste. Umgeben von vielen anderen Frauen, die an ihr herumzogen und drückten und Praktiken anwandten, bei denen euch allen schlecht werden würde. Ihr wisst nichts über solche Geburten. Wie wir fast verbluten, uns unsere Kinder entrissen werden, was mit ihnen gemacht wird, bis wir sie schließlich auf die Brust bekommen und stillen müssen. Ob wir wollen oder nicht. Wie wir keine Minute alleine und in Ruhe haben mit unseren Babys. Und ihr redet von Bonding. Wir haben keinen liebevollen Bezug zu unseren Babys. Wir achten nicht auf die Bedürfnisse unserer Kinder. DAS ist ursprünglich. Aber es ist nicht zivilisiert. Nicht kultiviert. Und ihr wisst nicht, wie privilegiert ihr seid, dass ihr in einer sauberen, schönen Umgebung gebären könnt. Versichert, dass ihr medizinisch versorgt werdet, wenn etwas nicht stimmt. Dass ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit überleben werdet – und euer Kind auch.

Unsere Geburten mögen natürlich sein. Aber nichts daran ist selbstbestimmt. Nichts daran ist schön. Oder magisch. Unsere Geburten sind schmerzhaft und brutal. Aber wir leiden still. Wir haben früh gelernt, Schmerzen zu unterdrücken. Weil Frauen das müssen. Genau so, wie wir mit Männern schlafen müssen, die wir nicht lieben und heiraten müssen, um nicht verachtet zu werden. Ich versichere euch, ich habe mich nicht wie eine Göttin gefühlt, als ich mein Kind gebar. Also bitte, hört auf über Naturvölker zu sprechen, die ihr nur aus Erzählungen kennt. Über Frauen in Urwäldern oder Stämmen. Ihr wisst nichts über uns.“⁣

Bitte respektiert die Privatsphäre der Verfasserin. Ich werde keine Details über sie bekannt geben.⁣