Inhaltverzeichnis
- Was wäre, wenn du nur mit einer kleinen Veränderung die Gesundheit deines Babys positiv beeinflussen könntest? Völlig ohne Risiko. Genau darum geht es heute.
- Der Schlüsselmoment nach der Geburt
- Geht das auch beim Kaiserschnitt?
- Der Haken dabei: Ob es geht, weiß man oft erst, wenn es soweit ist.
- Vorab besprechen = mehr Chancen
- Und wenn es nicht klappt?
- Fazit: Beim Kaiserschnitt mehr einfordern als das, was dir das Krankenhaus standardmäßig gibt
- Neugierig auf die Alternative zum Auspulsieren und weitere Tipps?
- 👎 Welchen Nachteil hat das Auspulsieren lassen?
- Erhöhtes Blutvolumen und verbesserte Sauerstoffversorgung
- Zusammengefasst
- Zum Weiterlesen:
Was wäre, wenn du nur mit einer kleinen Veränderung die Gesundheit deines Babys positiv beeinflussen könntest? Völlig ohne Risiko. Genau darum geht es heute.
Hast du schon mal etwas vom “Verzögerten Abnabeln” gehört. Dabei geht es unter anderem darum, die Nabelschnur nach der Geburt nicht gleich zu durchtrennen, sondern noch eine Weile pulsieren oder sogar auspulsieren zu lassen.
Beim Kaiserschnitt kommt diese Methode praktisch nicht zur Sprache, weil Kliniken damit argumentieren, dass es im Zuge der OP nicht möglich sei. Aber ganz so ist es auch wieder nicht.
Der Schlüsselmoment nach der Geburt
Tatsächlich kann die Frage, wann die Nabelschnur durchtrennt wird, einen großen Unterschied für dein Baby machen. Beim „Auspulsieren lassen“ wartet man nach der Geburt (meist mehrere Minuten), bevor man die Nabelschnur abklemmt. Währenddessen fließt noch Blut von der Plazenta über die Nabelschnur ins Neugeborene. Dieses Extra-Blut enthält:
- Rote Blutkörperchen (u. a. wichtig für den Sauerstofftransport),
- Eisen, das unter anderem für die Gehirnentwicklung enorm bedeutend ist,
- Stammzellen, die das Immunsystem unterstützen können,
- und weitere Komponenten, die dem Baby helfen, sich an das Leben außerhalb des Mutterleibs anzupassen.
Studien haben immer wieder gezeigt, dass Neugeborene durch dieses kurze Warten höhere Eisenwerte und ein insgesamt größeres Blutvolumen haben. Das kann das Risiko für Blutarmut (Anämie) in den ersten Lebensmonaten deutlich senken. Auch Frühgeborene profitieren davon enorm, weil sie häufig jede zusätzliche Blutreserve gut gebrauchen können.
🔗 Falls du mehr Infos willst → Erhöhtes Blutvolumen und verbesserte Sauerstoffversorgung
Geht das auch beim Kaiserschnitt?
Viele Kliniken haben ein festes Protokoll für den Kaiserschnitt: Sobald das Baby draußen ist, wird die Nabelschnur routinemäßig durchtrennt, um die offene Gebärmutterwunde möglichst schnell zu schließen. Warum?
Weil die Gebärmutter sehr wahrscheinlich stark blutet und man die Wunde eigentlich schnell wieder verschließen möchte. Da das Auspulsieren aber einige Minuten dauern kann und die Plazenta der Frau noch nicht geboren werden kann (sonst könnte nichts auspulsieren), müsste man den Bauch in dieser Zeit offen lassen. Es besteht dabei die Gefahr, dass die Frau zu viel Blut verliert. Es leuchtet also ein, dass man im OP nicht unbegrenzt Zeit hat.
Heißt das, verzögertes Abnabeln ist bei einem Kaiserschnitt unmöglich? Nicht unbedingt. Manchmal kann man zumindest kurz warten, damit noch Blut zum Kind gepumpt werden kann. Wie lange, das hängt von der individuellen Situation und vom Blutverlust ab. Manchmal kann es sein, dass eine Gebärmutter sehr wenig blutet. In diesem Fall kann tatsächlich ein wenig länger gewartet werden – vielleicht sogar, bis die Nabelschnur auspulsiert hat.
Ob man dir diesen Wunsch erfüllen kann, hat auch sehr viel damit zutun, wie offen dein OP-Team für moderne Methoden und Ideen ist, denn Fakt ist: Der Kaiserschnitt läuft nicht in jedem Krankenhaus gleich ab und tatsächlich hat jeder Operateur sogar seine individuelle Technik und seine Vorlieben (dazu mehr im Kurs).
Aber schon ein wenig mehr Zeit, ein kurzer weiterer Moment, könnte bewirken, dass dein Baby vom wertvollen Blut profitiert.
Der Haken dabei: Ob es geht, weiß man oft erst, wenn es soweit ist.
Wenn du deinen Wunsch (so wie viele andere Dinge, die du unbedingt besprechen solltest) jedoch vorher nie ansprichst, wird kaum jemand von sich aus sagen: „Ach, sollen wir vielleicht noch kurz warten.“ Das OP-Team folgt in der Regel den Standardabläufen – es sei denn, du gibst ihnen einen Anlass, deinen individuellen Wunsch zu prüfen.
⚠️ Wichtig: Bitte unbedingt weiterlesen, denn es gibt noch zwei wichtige Infos:
- Es gibt eine alternative Möglichkeit
- Das Auspulsieren hat einen Nachteil (kommt ganz am Ende)
Vorab besprechen = mehr Chancen
Wie bei allen Wünschen gilt: Sprich sie im Vorgespräch (genannt Geburtsplanungsgespräch) an. Genau dafür ist dieser Termin nämlich da. Nur leider rattern die Ärzte meist ihr Standardprogramm herunter und (unvorbereitete!) Frauen wissen nicht, welche Fragen sie eigentlich stellen sollten. Und so kommen wichtige Themen, wie das verzögerte Abnabeln, die genaue Schmerztherapie, der TAP-Block und vieles mehr gar nie zur Sprache.
Und wenn es nicht klappt?
In manchen Situationen ist einfach keine Zeit oder es ist medizinisch nicht sicher genug, auch nur diese wenigen Sekunden zu warten. Genau hier gäbe es eine spannende Alternative, durch die dein Baby – laut Studien – trotzdem viel der genannten Vorteile erhalten könnte.
Worum es dabei genau geht, wie sie angewendet wird und was du beachten solltest, erfährst du ausführlich in meinem Kaiserschnitt-Geburtsvorbereitungskurs, den du hier findest.
Dort bekommst du nicht nur alle Details zu dieser Alternative, sondern auch viele weitere wichtige Informationen, Experten-Talks (Videos), Checklisten und Leitfäden, die dich bei deiner Kaiserschnitt-Geburt unterstützen. Schon über 2900 Frauen durfte ich auf diese Weise begleiten. So kannst du dich optimal vorbereiten und dein Baby bekommt den besten Start – selbst wenn die Geburt im OP stattfindet.
Fazit: Beim Kaiserschnitt mehr einfordern als das, was dir das Krankenhaus standardmäßig gibt
Es stimmt: Beim Kaiserschnitt steht Sicherheit an erster Stelle. Trotzdem kann es sich lohnen, bereits im Vorfeld nachzufragen, ob und wie verzögertes Abnabeln machbar wäre – je nachdem, wie stark (oder eben wenig) du tatsächlich blutest. Sprich das unbedingt im Rahmen des Geburtsplanungsgesprächs an. Mit dem richtigen Wissen und einem aufgeschlossenen Team kann auch eine vermeintlich rein chirurgische Geburt persönlicher und sanfter gestaltet werden.

Neugierig auf die Alternative zum Auspulsieren und weitere Tipps?
Wenn du erfahren möchtest, wie du deinem Baby selbst im OP noch zusätzliche Vorteile verschaffen kannst, sichere dir jetzt einen Platz in meinem Kaiserschnitt-Geburtsvorbereitungskurs. Dort gehen wir Schritt für Schritt durch alle Möglichkeiten, damit du deinem Baby einen optimalen und liebevollen Start ins Leben schenkst – trotz (oder gerade wegen) eines geplanten Kaiserschnitts.
👎 Welchen Nachteil hat das Auspulsieren lassen?
Im Zusammenhang mit dem Auspulsieren ist häufig von Nabelschnurblut und von Plazentablut die Rede. Hier ist es wichtig, zu unterscheiden:
- Plazentablut ist jenes Blut, das bei verzögertem Abnabeln (Auspulsieren) natürlich zum Baby fließt und ihm damit zu einem optimalen Start ins Leben verhilft.
- Nabelschnurblut hingegen ist das Blut, das nach sofortigem Abnabeln für eine mögliche Einlagerung in Stammzellbanken gewonnen werden kann. Hier stehen Eltern vor einer Entscheidung, denn beides gleichzeitig ist – laut aktuellen Informationen (bitte prüfen, falls relevant) – nicht oder nur erschwert möglich: Entweder man lässt das Blut auspulsieren, damit das Baby sein volles, natürliches Blutvolumen erhält – dann steht allerdings für eine Nabelschnurblutspende wenig oder sogar zu wenig Material zur Verfügung. Oder man entscheidet sich für die Einlagerung des Nabelschnurblutes, was ein sofortiges oder zumindest nur leicht verzögertes Abnabeln erfordert – dann erhält das Baby jedoch weniger der wertvollen Blutreserven aus der Plazenta.
Erhöhtes Blutvolumen und verbesserte Sauerstoffversorgung
Beim verzögerten Abnabeln fließt über die Nabelschnur nach der Geburt noch Blut von der Plazenta in das Baby. Dieses zusätzliche Blut stellt nicht nur ein um etwa 30–40 % höheres Blutvolumen zur Verfügung, sondern enthält auch eine Reihe lebenswichtiger Komponenten:
- Rote Blutkörperchen: Diese sind essenziell für den Sauerstofftransport im Körper. Ein höheres Blutvolumen führt zu einer gesteigerten Anzahl roter Blutkörperchen, was bedeutet, dass das Neugeborene effizienter mit Sauerstoff versorgt wird – ein entscheidender Vorteil gerade in den ersten, kritischen Lebensminuten. Studien zeigen, dass durch verzögertes Abnabeln die Zahl der Erythrozyten um bis zu 60 % steigen kann, was zu einer stabileren Kreislaufsituation führt.
- Eisen: Das im Plazentablut enthaltene Eisen ist von zentraler Bedeutung für die Blutzellbildung und die Entwicklung des Gehirns. Erhöhte Eisenreserven beugen einem Eisenmangel (Anämie) vor – ein Problem, das bei frühzeitig abgenabelten Säuglingen häufiger auftritt. Untersuchungen haben ergeben, dass das verzögerte Abnabeln das Risiko einer Anämie in den ersten Lebensmonaten signifikant senkt (teilweise um bis zu 47 %).
- Stammzellen und Immunmodulatoren: Neben den Blutzellen enthält das zusätzliche Blut auch wertvolle Stammzellen, die an der Reifung des Immunsystems beteiligt sind. Diese Zellen unterstützen die Reparatur von Geweben und tragen zur Entwicklung eines stabilen Immunsystems bei. Langfristig können sie somit auch positive Effekte auf das Wachstum und die neurologische Entwicklung haben, was in einigen Studien als Verbesserung der motorischen und kognitiven Fähigkeiten im späteren Kindesalter dokumentiert wurde.
- Weitere bioaktive Faktoren: Im Plazentablut befinden sich außerdem Wachstumsfaktoren und andere molekulare Signale, die dem Baby helfen, sich optimal an das Leben außerhalb des Mutterleibs anzupassen. Diese Komponenten unterstützen unter anderem die Regulation des Blutdrucks und tragen zur Stabilisierung des Kreislaufs bei – Aspekte, die vor allem für Frühgeborene von unschätzbarem Wert sind.
Zusammengefasst
Studien belegen, dass durch das kurze Warten beim verzögerten Abnabeln das Neugeborene ein deutlich höheres Blutvolumen erhält. Dies führt zu:
- Verbesserter Sauerstoffversorgung,
- Erhöhten Eisenreserven, die langfristig die neurologische Entwicklung fördern und das Anämierisiko senken,
- einer gesteigerten Zahl roter Blutkörperchen, die für eine stabile Kreislaufanpassung sorgen,
- sowie der Zufuhr von Stammzellen und weiteren bioaktiven Faktoren, die das Immunsystem unterstützen.
Gerade Frühgeborene, die oft jede zusätzliche Blutreserve dringend benötigen, profitieren von diesen Vorteilen besonders. Die wissenschaftliche Evidenz zeigt, dass ein verzögertes Abnabeln – selbst wenn es nur um wenige Minuten verlängert wird – einen signifikanten positiven Einfluss auf die Gesundheit des Babys haben kann.
Zum Weiterlesen:
- https://www.cochrane.org/de/CD003248/PREG_verbessert-ein-verzogertes-abnabeln-oder-das-ausstreichen-der-nabelschnur-bei-der-geburt-die
- https://www.medicoverhospitals.in/de/articles/delayed-cord-clamping-benefits
- https://www.stillen-institut.com/de/spaetes-abnabeln-von-fruehgeborenen-senkt-die-mortalitaet.html